Die vergangenen Monate waren im
wahrsten Sinne des Wortes ein Seuchenjahr. Keine Kultur, keine
Veranstaltungen – brach lag das öffentliche Leben im
Land.
Unter diesen Umständen bei der Stange zu bleiben, für den Tag X
zu üben, für den Moment, wenn sich endlich der Vorhang wieder
hebt,
kündet zum einen von einem großen Durchhaltevermögen, zum
anderen von der Freude am Tun.
Esther Fuchs und Lea Hoffmann ist dies in preiswürdiger Weise
gelungen – die beiden Instrumentalistinnen der Musikschule
Hockenheim standen beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ ganz oben
auf dem Treppchen.
Nicht nur deshalb war
Musikschulleiter Christian Palmer überaus erfreut, für seine
beiden erfolgreichen Schülerinnen einen kleinen Empfang
ausrichten zu dürfen, sondern auch deshalb, weil dies der erste
offizielle Termin an der Musikschule seit 19 Monaten war.
Dennoch, ein Funken Wehmut schlich sich in die Feierstunde ein,
denn normalerweise, so Palmer, würden die Schülerinnen im
Rahmen eines Konzertes geehrt, doch in Zeiten der
Corona-Pandemie so nicht darstellbar.
Dennoch, die Freude über den
Erfolg der elfjährigen Esther Fuchs, die mit ihrem Fagott
überzeugte und der 17-jährigen Lea Hoffmann, sie spielt die
Gambe, war riesig. Schon mit 18 Monaten kam Esther Fuchs zur
Musikschule, erinnerte sich Palmer. Seit fünf Jahren hat sie
ihre Liebe zum Fagott entdeckt – ein Instrument, das nicht
jeder spielen wolle, obwohl es mit seiner tiefen Stimme im
Orchesterklang ein „tolles Instrument“ sei.
Bewerbung per
Video
Unterrichtet wird Esther Fuchs
von Annina Holland-Moritz, die ihr mit viel Einsatz über die
Zeit der geschlossenen Musikschule hinweghalf. Und sie immer
wieder motivierte, denn der Wettbewerb „Jugend musiziert“ wurde
zweimal Corona-bedingt verschoben, was obendrein an den Nerven
zehrte. Und dann gab es letztlich überhaupt keinen
Präsenzwettbewerb: Die Fagottspielerin musste sich mit einem
Video der Jury stellen. Dankenswerterweise konnte dieses in der
evangelischen Kirche eingespielt werden – Kantor Samuel
Sung-Nam Chor stelle die Infrastruktur zur Verfügung. Mit drei
Stücken von Bodin de Boismortier und zwei Stücken von Grieg
spielte sich Esther Fuchs auf den ersten Platz beim
Landeswettbewerb.
Was Lea Hoffmann mit ihrer Viola
da Gamba gleichfalls gelang. Da dieser Wettbewerb vom Land
Rheinland-Pfalz als Pilotwettbewerb ausgerichtet wurde – die
Resonanz sollte erforscht werden – und Gambenspieler aus dem
ganzen Bundesgebiet teilnehmen konnten, durfte sich Hoffmann
noch über ein Sahnehäubchen freuen – sie sie nicht nur Landes-,
sondern zugleich Bundessiegerin.
Bei der großen Resonanz, die der
Wettbewerb im Bereich Gambe erfuhr, ist sich Hoffmanns Lehrerin
Martina Rothbauer sicher, dass er künftig zum Inventar von
„Jugend musiziert“ gehören wird. Lea Hofmann kam 2008 zur
Musikschule, durchlief die Stationen von der Früherziehung bis
zur Kinderchor, bevor sie sich 2010 für die Gambe entschied.
Mittlerweile ist das Mitglied des „Spielkreises Alte Musik“ ein
„alter Hase“, wie Palmer scherzt, der den beiden Musikerinnen
gratulierte und ihren Lehrerinnen für die super Vorbereitung
dankte.
Karen Keller gratulierte im Namen
des Freundeskreises der Musikschule und bezeichnete dies als
den schönsten Teil ihrer Tätigkeit, gesteigert nur noch vom
Genuss der Musik selbst, freut sie sich auf die Wiederaufnahme
der Konzerttätigkeit. Ab Herbst, macht Palmer ihr Hoffnung,
will die Musikschule wieder zurück im Normalbetrieb
sein.
„Hut ab vor dieser
Leistung“
Martina Rothbauer unterstrich
noch die Leistung der beiden Siegerinnen: „Ich ziehe meinen
Hut.“ Nach der langen Zeit des alleine Übens sich einem
Wettbewerb zu stellen, diesen bis zum Schluss durchzuziehen,
sei ganz toll, begeistert sich die Musikpädagogin.